Alltagsgedanken

„der Alltag macht alles kaputt“
„der Alltag hat mich wieder“
„der Alltagsstress erodiert dies und das“
„der Alltag wird zur Qual“
„der Alltag überschattet das Leben“

Du kennst solche Aussagen oder? Manchmal sagst du selber eine davon? Japp. Damit gehörst du, wie unsere Eltern, Großeltern, Urgroßeltern und Ururgroßeltern, zu den Menschen, die auf die Glaubenssatzfalle Nr. 1 in unserem Leben reingetappt bist. Nämlich: dass der Alltag anstrengend ist, unbefriedigend und dass er alles kaputt macht, was man mag undoder liebt.

Herzlich Willkommen zu den Alltagsgedanken am heutigen Tag. Der Himmel draußen ist blau, weiß und grau, die Vögel zwitschern und kündigen den nahenden Frühling an. Das Gras ist grün und hängt voller kleiner und großer Tropfen. Mit 5°C ist es noch recht kühl. Es ist 7 Uhr morgens und Zeit für tiefschürfende Gedanken und Glaubenssatzneuprogrammierungen.

Was hältst du davon, mal in so einen „Alltag“ reinzuzoomen? Wir stehen morgens auf, zu unterschiedlichen Zeiten. Manche müssen früh raus, andere später. Manche stehen bewusst früh auf und machen was für sich (das sind dann die, die solche weltverbessernden Gedanken verbreiten 😉 ) und manche stehen auch gar nicht auf, weil sie gerade nicht können. Wenn man morgens aufsteht, weil der Wecker klingelt und 10 DIN A4 Seiten Aufgaben auf einen warten, dann macht das Aufstehen keinen Spaß. Dann fühlt man eine Alltagslast auf seinen Schultern, die viel zu groß ist, um sie zu bewältigen. Dann hat man morgens schon keine Lust auf den Alltag mit all den Aufgaben. Wenn man morgens aufsteht, weil man aufstehen will, sich recken und strecken will und den Tag begrüßen, sich bedanken bei der Luft, beim Wasser, bei der Erde, dann hat der Alltag noch gar keine Bewandtnis und die 10 DIN A4-Seiten warten einfach noch ein bisschen, von allein weglaufen werden sie jedenfalls nicht.
Wenn man vollautomatisch die ersten Aufgaben erledigt, weil der Körper die schon kennt und man über die Handgriffe gar nicht nachdenken muss, denkt der Denkapparat aber trotzdem schon und die Gedanken, die er dann rauswirft, sind vielleicht nicht gerade schön und voller Harmonie oder Dankbarkeit. Sie sagen vielleicht sowas wie „oh mein Gott jetzt muss ich diesen Tag überstehen ich weiß gar nicht wie ich das alles schaffen soll und es regnet auch noch und das Auto ist kaputt und die Rechnungen oh mein Gott das viele Geld wie sollen wir das nur schaffen und überhaupt dieser Alltag macht alles kaputt ich hab ja nie Zeit für mich und außerdem blablablubbblabla“. Das kennen wir alle.
Wenn du ganz bewusst deine ersten Aufgaben erledigst und dabei dankbar bist und ganz bewusste Gedanken denkst und dabei Gefühle fühlst, dann blubbern die anderen Gedanken vielleicht auch noch im Hintergrund vor sich hin (das tun sie nämlich total gern), aber du fühlst dich völlig anders, du bist beschwingt, ja fast schon ein bisschen glücklich. Krass oder? Am Morgen schon fast ein bisschen glücklich zu sein ist für manche Menschen echt mal übertrieben. Aber hey – hast du mal am Kaffee geschnuppert? Ich sag dir, das duftet so köstlich… oder hast du einfach mal Brötchen am Morgen aufgebacken, einfach so? wie das duftet… Warum sollte man da nicht einfach mal Danke sagen?

In jedem Alltag gibt es unzählige Momente, die dafür gemacht sind, schön zu sein: eine Umarmung, ein Lächeln, das Vogelzwitschern. Die Farbe eines Gänseblümchens (eigentlich das ganze Gänseblümchen. Gänseblümchen sind die Mini-Sonnen auf der Erde oder?), Tulpen in der Vase. Ein Regenbogen und der blaue Himmel nach einem Regenschauer. Wir dürfen eines lernen: Hinzuschauen.
Mach deine Augen auf, du wunderbares Wesen! Schau hin! Dein Alltag ist ja deshalb so schwer, weil du tief gebückt mit deinem riesigen Rucksack voller Aufgaben und Stresslasten nur auf deine Schuhspitzen schaust und die sehen jeden Tag gleich aus – oder jeden Tag ein bisschen dreckiger, weil du immer durch Schlamm läufst. Und außerdem läufst du noch die ganze Zeit (vielleicht schon viele Jahre lang) im Kreis herum. Immer wieder dieselbe Strecke, im Frühling voller Schlamm, im Sommer kannst du deine ausgetretenen Fußabdrücke benutzen, im Herbst wird´s wieder schlammiger und im Winter manchmal ein bisschen puderzuckerbestäubt. Wirf mal den Rucksack weg, stell dich gerade hin, streck dich und schau dich um. Wow! Das alles, was da um dich herum ist, auch das alles ist Alltag. Das gehört neben deinen Fußspitzen auch dazu. Der Duft, die Farben, die frische Luft, das unbeschwerte Lachen, das an deine Ohren klingt, das lustige Lied, was dich automatisch mit den Füßen wippen lässt. Der Regenbogen, der da hinten aus dem Goldtopf krabbelt. Ja, das alles ist auch Alltag! Und das ist, wenn wir genau hinschauen und hinfühlen, ganz wundertoll und superschön. Da ist nix kaputt, nix erodiert, nix disharmonisch und auch nix qualvoll.

Wir Menschen sind schon manchmal interessante Wesen, oder? Liegt das an der Evolution, oder so? Als wir vor vielen Millionen Jahren als Würmchen aus dem Schlamm gekrochen sind haben wir offenbar gelernt, immer zuerst Gefahr zu wittern. Boah guck mal da, grauer Himmel, das heißt Regen = Gefahr (du könntest ja weggeschwemmt werden). Boah guck mal da, großer Schatten oder so, vielleicht ein böses Tier = Gefahr (ich könnte ja gefressen werden). Unser Alltag war voller Gefahr und Angst und Stress. Und zwischendrin voller Entspannung. Wir kauten vergnügt auf dem Gras rum, hüpften miteinander im Ringelreihen und pflanzten uns voller Freude fort. Aber das mit der Gefahr ist noch immer in uns drin, obwohl wir heute keine Säbelzahntiger mehr haben (haben wir ausgerottet) und graue Wolkenbrüche können uns nicht mehr wegschwemmen (jedenfalls i.d.R.). Schatten, ja die Schatten sind immer noch sehr angstbesetzt. Sogar die eigenen. So wurde der Alltag ein qualbesetztes Ding des Teufels, und weil ja jeder Tag Alltag ist (außer der 1. Urlaubstag – am 2. merken wir nämlich, dass wir uns selbst und den Alltag irgendwie auch mitgenommen haben und schwubbs, schon wieder ist er da) und der Teufel ist ja für die endlose Pein zuständig. Puh.

Wir sind heute Wesen mit echt großen Köpfen, und in diesen echt großen Köpfen wabern echt große Hirne rum, die zum Teil auch genutzt werden. Oft werden sie aber für Dinge genutzt, die wenig hilfreich für den Rest unterhalb des Kopfes sind: für Negativ-Gedankenspiralen. Die dann als Schlusspunkt haben: der Alltag ist doof, tut weh und ich will ihn nicht.

Ergo suchen Menschen nach Wegen, den Alltag entweder zu umgehen oder sich abzulenken. Sie schauen fern, trinken oder essen Drogenhaltiges, gehen feiern (wo sie dann Drogenhaltiges trinken oder essen oder beides), fahren so oft es geht weg (in der Hoffnung, dem Alltag damit entfliehen zu können) gehen shoppen, kaufen Dinge mit Versprechungen, dass man damit dem Alltag besser entfliehen kann oder mit Versprechungen, die ganz klar gelogen sind, aber das macht nix, weil es so schön aussieht. Menschen begeben sich gern in einen Rausch, weil ein Rausch so laut ist, dass man den Alltag und sich selbst nicht mehr hören kann. Deshalb heißt es ja auch „Rausch“. Ein Wasserfall rauscht auch, manche so laut, dass man weit und breit gar nichts anderes hören kann.

Ein paar wenige Menschen nutzen ihre wabernde graue Masse im Inneren ihres großen Kopfes für was anderes: sie formen Dankbarkeit aus, Harmonie mit sich selbst und ihrem Leben. Und die müssen sich dann spannenderweise nicht mehr ablenken. Es gibt nichts mehr, was sie so sehr quält, dass sie weglaufen müssten. Sie fahren dann weg, weils geil ist und sie trinken und essen ganz bewusst und mit einer extra Portion Genuss, weils einfach geil ist.

Ja, natürlich gehört es dazu, dass es mal regnet, mal stürmt und kalt wird. Ja natürlich gehört es dazu, dass es nicht jeden Tag easy peasy lemonsqueezy läuft. Japp, genau das nennt man nämlich: LEBEN. Wir leben hier doch nicht deshalb, um wie ferngesteuerte Roboter nur das Maul aufzumachen und irgendwas merkwürdiges Gebratenes oder Übersüßtes fliegt rein. Wir leben doch nicht dafür, dass wir, ohne uns jemals in irgendeiner Form anstrengen zu müssen, irgendwie, ja genau, nichts tun. Echt jetzt? Was wäre das für ein Leben, wenn du die ganze Zeit nichts tun würdest (auch nicht am Handy daddeln oder so)?
Aber ja, die Menschen wollen ja gar nicht nichts tun, sie wollen sich nur „wohltun“, denken sie. Und mit wohltun meinen sie rumdaddeln, Spaß haben und sofort alles kriegen, was sie sich wünschen. Hexhex, und es ist da. Essen was ich will und trotzdem aussehen wie ein Supermodel. Zucker und Alkohol in sich reinschaufeln und trotzdem eine unfassbare tolle Gesundheit haben. Den ganzen Tag fernsehen und am Handy daddeln und trotzdem viel Geld auf dem Konto haben und ein 100% funktionstüchtiges Hirn. Überraschung! So funktioniert unser Leben allerdings nicht. Und ehrlich gesagt: wenn ich mir Menschen anschaue, die so leben wie eben gemalt, dann finde ich die meistens ziemlich schrecklich. Sie sind eingebildet, selbstverliebt und völlig empathiefrei. (Außerdem auch krank, weil unsere Körper dafür eben einfach nicht angelegt wurde). Ich will mit denen nichts zu tun haben. Du etwa? Ich glaube nicht.

Menschen allerdings, die Ziele haben, auf die sie hinarbeiten, die viel erlebt haben und da waren garantiert auch heftige Geschichten dabei, die an sich arbeiten und die Dankbarkeit praktizieren, die sind meistens ziemlich toll und echte Freunde. Mit denen will man gerne zu tun haben. Und dreimal darfst du raten: ich wette darauf, dass diese Menschen die Königsdisziplin genommen haben sich in ihren Alltag zu verlieben. Die schwere Momente annehmen als dazugehörig und die jeden schönen Moment mit jeder Faser ihres Seins genießen.

Das ist Alltag: wundervolle Momente, die mit schweren Momenten geschmückt sind. Und jeder schwere Moment trägt ein Wunder, ein Geschenk in sich. Das zu wissen und zu leben macht den Alltag zu dem, was es ist:

Dein Leben.

Ich wünsche dir heute einen großartigen Alltag mit vielen Geschenken und ganz vielen offenen Augenblicken, die du mit jeder Faser deines Seins genießen kannst.

Habs fein! Deine Susa