Was in-ear-Kopfhörer mit einer Baumansammlung zu tun haben

und warum das so wichtig ist

Es rauscht, knirscht, knistert und knackt. Wären meine Augen geschlossen würde ich das Auge eines Tornados imaginieren können – und Häuser, Kühe und Autoreifen würden in gleichmäßigem Abstand um mich kreiseln. Auf meiner Haut spüre ich den Wind, mein Kopf fühlt sich leicht benebelt an und meine Beine bewegen sich im Takt mit.

Wo bin ich?

Ja genau. Ich befinde mich auf meinem Fahrrad. Ich fahre bei etwa 20 km/h durch die windgepeitschte Landschaft der Nordsee. Der Wind prägt hier häufig im Alltag das Baumbiegebild. Über meinen Ohren hängen meine fitten Kopfhörer, die am Hörknochen andocken und über die man eigentlich prima Musik hören sollen könnte. Oder Stimmen. Je nachdem. Aber wenn Windböen und Fahrtwind am Kopf entlangkreiseln, dann hört man eben nur dies. Und der Hörknochen funktioniert nur noch sehr bedingt. Natur hat Vorrang, oder so. Hmpf. Dabei macht Fahrtwindaufnehmen so richtig Spaß, wenn dabei der Bass im Kopf wummert und die Kontrabasse zwirbeln und die Beine dadurch voll automatisch auf 21 km/h kreiseln. Obwohl die Kopfhörer so fit sind und hier und da sehr gelobt werden, sind sie, was das Thema angeht, eher ein über den Ohren hängendes Etwas, das keinen Zweck erfüllt außer den, dass sie eben da so rumhängen. Fit oder nicht.

In-Ear bitte! Das aus meinem Mund zu hören ist wirklich revolutionär! Denn, und das müsst ihr wissen, mache sonst soooooooooo einen großen Bogen um in-ear. Für mich war der Gedanke, etwas in mein Ohr reinzuschieben, stets so unnatürlich und unangenehm, dass ich es nach Möglichkeit vermied. Doch in diesem Fall fahre ich voll drauf zu. Etwas Neues zu tun nennt man ja nicht umsonst Neuroplastizität. Und darauf fahr ich auch voll drauf ab.

Glücklicherweise lebe ich in einem Haushalt voller Technikbegeisteter. Sie umgeben sich gerne mit den neuesten Gadgets – ob sie diese nun regelmäßig nutzen oder nicht. Vielleicht verleiht ihnen der bloße Besitz dieser Geräte einen beruhigenden Schlaf? Wer weiß. Jedenfalls bot sich mir dadurch die perfekte Gelegenheit, In-Ear-Kopfhörer tatsächlich auszuprobieren. Postwendend, nach einer gewissen Warte – Verzeihung- Ladezeit natürlich. Mit einer Mischung aus Beklommenheit und einer gewissen Aufregung nehme ich diese in-ears also ganz vorsichtig und andächtig in die Hand.

Etwas kritisch finden meine Ohren diese in-ears schon. Und beste Freunde werden sie auch nicht. Aber während ich im Fahrtwind um die Ecke sause und meine Beine im Kontrabasszwirbeltakt kreiseln, höre ich alles, was ich hören möchte und bin ganz in der Welt von Two Steps From Hell glücklich und erfüllt vom Bass und der Queen of the night. Davon bin ich beste Freundin, soviel steht fest. Welch ein Genuss! Die Beine kreiseln und gleichzeitig die Bässe wummern lassen! Herrlich!

Und nun – Genussfahrt

So frohgemut und wohlgesinnt fahre ich also, ganz erfüllt von dieser motivierenden Musik, auf einer einer Dörfchenerkundungsfahrt Wege, die ich nie zuvor gefahren bin. Plötzlich endet der malerische Pfad abrupt vor der Zufahrt zu einer saftigen Kuhweide, die sich direkt neben einem rustikalen Bauernhof erstreckt. Ein typisches Bild hier an der Nordsee – viele Wege münden unvermittelt in einen Hof oder eine Weide.

 Doch mein Abenteuergeist ist noch nicht gestillt. Mein Blick schweift nach links, wo sich ein verwunschener Weg zwischen hoch gewachsenen Bäumen abzeichnet. Ohne zu zögern, lenke ich mein Rad in diese Richtung. Dieser gründuftige Pfad verspricht neue Entdeckungen und möglicherweise einen der verborgenen Schätze, die die Nordseeküste für neugierige Radfahrer bereithält

Hier war ich noch nie und es ist so schön hier! Da komm ich gern wieder her. Und das nur wegen der „neuen“ Kopfhörer! Wenn ich die nicht ausprobiert hätte, dann hätte ich den Weg mit dem interessanten Ende und dem Wildbaumweg nie gefunden. Danke, in-ears! Vielleicht verliebe ich mich ja doch noch in euch.

Habt´s fein, eure Susa