Gehirnwindungsverdrehungen

Kennst du das auch, wenn du über ein gewisses Thema nachdenkst, dass sich deine Gehirnwindungen regelrecht verknoten?

Wenn man Zeit hat, den eigenen Gedanken in die Tiefe zu folgen, dann kommt das hin und wieder vor. Kennen wir alle, oder? Naja, im Alltag hört man seine eigenen Gedanken manchmal kaum, dafür ist das Drumherumrauschen zu laut. Aber so, während Parallelweltenbesuchen, zum Beispiel, da kann man seine eigenen Gedanken wieder hören und es ist wundervoll, die wabernde graue Masse über den Augen mal richtig in Wallung zu bringen.

Das Thema Zeit fasziniert mich schon seit langem. Und immer wieder verdreht es meine Gehirnwindungen, weil es so komplex ist und so viele Gesetzmäßigkeiten mit hineinspielen. Ich bin noch lange nicht soweit, dass ich es wirklich verstanden hätte, aber ich bin auf einem guten Weg. Mein Gehirn baut natürlich auch ein bisschen eigenes mit drumherum, aber welche Wissenschaft ist ohne Wissenschaftlergedankengefühle? By the way: Wenn du interessante Erkenntnisse über das Thema Zeit hast oder Wissenschaftler bist, der das Thema behandelt – bitte teile mir interessante Dinge aus deinem Portfolio mit. Ich bin da sehr lernbegierig!

Interessant finde ich heute den Fakt um die Gesetzmäßigkeit der Entropie. Weißt du, was das ist? Einfach für alle, die es nicht wissen, hier eine ganz kurze einfache Erklärung dazu:

Entropie ist eine Energie, die verloren geht, wenn man ein Ei verkocht. Oder wenn du dein Zimmer aufräumst, nur um es eine Woche später wieder zu verwüsten. Oder die unausweichliche Tatsache, dass dein Kaffee immer kalt wird, bevor du ihn trinken kannst. Oder wenn du in den Spiegel schaust und schon wieder eine Falte mehr entdeckst. Es ist im Grunde die wissenschaftliche Erklärung dafür, warum alles langsam aber sicher in Unordnung verfällt.

Ganz ehrlich? Ich weigere mich dieses Gesetz vollumfänglich anzunehmen. Der Körper kann sich selbst heilen, sogar das dichteste Gewebe kann sich wieder neu erschaffen, wenn du ihm die richtigen Voraussetzungen dafür gibst. Du kannst deinen Garten in Ordnung bringen und den Pflanzen optimale Bedingungen für optimales Wachstum schaffen (du kannst natürlich auch dem französischen Stil Platz einräumen und die Natur einfach machen lassen, was die Natur so macht). Du kannst wunderbar ordentliche Tabellen erschaffen und alles in Reih und Glied hinstellen. Genau. Und dann toben deine Kinder durchs Haus und werfen in 10 Minuten alles wieder durcheinander, was du vorher in 2 Stunden aufgeräumt hast :-D. Aber mal Spaß beiseite. Die Entropie auf dieser Erde ist ja nicht mehr zu übersehen. Und immer noch viel zu wenig Menschen kümmern sich darum, diese ganze Unordnung aufzuhalten und wieder eine ordentliche Lebensgrundlage zu erschaffen. Kurioserweise ist ja die Ordnung die Grundlage für die meisten Wachstumsprozesse. Ohne Ordnung kann fast nichts entstehen. Denk mal an den Aufbau eines Körpers. Dafür müssen ganz gewissen Dinge bereits vorhanden sein, andere müssen dazu kommen und alles muss sich an eine bestimmte Abfolge halten. Wenn es da chaotisch zugeht entstehen Missbildungen, wie zum Beispiel Krebs. Krebs ist Entropie in Höchstform. Doch diese Missbildungen sind, zumindest zum Teil, tatsächlich aufhaltbar, manchmal sogar umkehrbar. Laut Wissenschaft entsteht allerdings, wenn hier wieder Ordnung entsteht, an einer anderen Stelle Unordnung. Die ewige Gleichung von Gleichgewicht in diesem Universum?

Unordnung muss ja per se nichts Negatives sein. Ein konkretes Beispiel für die Verbindung von Ordnung, Unordnung und Wachstum könnte zum Beispiel ein Gemäldegarten sein: Wenn du einen Gemäldegarten anlegst, schaffst du zunächst Ordnung, indem du die Bepflanzung und den Aufbau des Gartens gezielt planst. Die Pflanzen wachsen, blühen und bringen Farbe und Leben in den Garten. Das entspricht der Ordnung, die für Wachstum notwendig ist. Aber gleichzeitig können unkontrollierte Wachstumsprozesse, wie beispielsweise das Unkraut, eine neue Unordnung bringen. Das Unkraut nimmt den Pflanzen Wasser und Nährstoffe weg und kann den gesamten Garten überwuchern.

Das gibt einem schon zu denken oder? Wenn ich also einen Teil unserer Natur in Ordnung bringe, also der Entropie entgegenwirke, dann entsteht, aufgrund der Gesetzmäßigkeit des Gleichgewichts, an einem anderen Ort Unordnung. Will ich das denn dann eigentlich? Und wieviel Einfluss hat mein Verhalten auf die Entropie – im weiteren Sinne gedacht?

Ich meine, in der Physik wird Entropie als ein Maß für die Unordnung in einem System definiert. Diese Unordnung kann zum Beispiel aus der Anordnung von Molekülen oder Teilchen bestehen. Ein System mit hoher Entropie hat also viele mögliche Zustände und ist dadurch „ungeordnet“. Eine Ordnung hingegen wäre eine Anordnung von Teilchen oder Molekülen, die nur einen bestimmten Zustand zulässt. Ein System mit niedriger Entropie hat also nur wenige mögliche Zustände und ist dadurch „geordnet“. Lässt sich das auf meinen Alltag übertragen?

Die Entropie als eine Beschreibung der Anordnung von Teilchen kann ja auch symbolisch auf andere Arten von Anordnungen angewendet werden. Wie zum Beispiel das Aufräumen: ich stelle alle Bücher „ordentlich“ in das Regal, die Kinder nehmen sie nach und nach raus, lassen sie woanders liegen oder legen sie anders wieder ins Regal. Oder bei Edeka: die Verkäufer.innen räumen alles super sauber in die Regale ein und schon nach zwei Stunden Kundenrauschen ist vieles durcheinander, Dinge sind zu Bruch gegangen, der Boden ist schmutzig usw. Also räumen die Verkäufer.innen wieder auf und dann geht alles wieder von vorn los. Ein ewiger Kreislauf im Alltag. Quasi: wenn du vorn Ordnung machst kommt die Entropie durch die Terrassentür wieder rein. Da kannst du machen, was du willst, es wird passieren. Wenn bei dir vor der Haustür Chaos herrscht, dann ist das nur ein Zeichen, dass es irgendwo anders auf der Welt jemanden gibt, der gerade fieberhaft das Geschirr aufräumt, damit das kosmische Gleichgewicht des Entropiesatzes erhalten bleibt. Tja. Was soll man dazu sagen?

Ach so, ich hab was vergessen. was hat jetzt die Entropie mit der Zeit zu tun?

Die Zeit und die Entropie sind wie ein Katz- und Mausspiel: Je länger du nicht aufräumst, desto mehr Chaos entsteht, bis am Ende die Katze die Maus gefressen hat und alles durcheinander ist. Und dabei ist die Zeit ein entscheidender Faktor. Zum einen haben wir den Vorher – Nachher – Vergleich (in dessen Zwischenraum Zeit verstreicht) und zum anderen braucht es vom Beginn des Spiels bis zum Ende einen gewissen zeitlichen Abstand. Faszinierend: die Zeit lässt sich nicht auf die Entropie ein, sie existiert nach ihrer immerwährenden Ordnung.

Aber die Zeit hat einen Einfluss darauf, wie sich ein System entwickelt, da sie bestimmt, wie lange Energie aufgewendet werden muss, um Ordnung zu erhalten. Wenn du es mit unserem Katz- und Mausspiel vergleichst: Die Zeit ist wie ein Countdown, der bestimmt, wie lange die Maus noch leben kann, bevor die Katze sie fängt. Je länger der Countdown läuft, desto größer wird die Chance, dass die Katze die Maus fängt. Dass die Katze die Maus fängt und futtert, um nachher ein Knäul von Haaren und Knochen wieder auszuspucken ist Entropie. Der Abschnitt des Fangens ist Ordnung der Zeit.

Na? haben sich eure Gehirnwindungen auch schon verknotet? Tja. Ich sag´s ja.

Wissenschaftlich gesehen geht es bei Entropie primär um physikalische Systeme und das Verhalten von Energie und Materie. Allerdings kann man die Idee der Entropie als Metapher für andere Prozesse verwenden, wie zum Beispiel die Entstehung von Unordnung in menschlichen Systemen oder Interaktionen. Denn eigentlich besteht alles immer aus Energie und Materie (oder sehr sehr viel leeren Raum).

Habt´s fein! Eure Susa

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